So verstehe ich mein Tier - ein spannender Einblick in die Sinne der Hunde


Immer der Nase nach

Beginnen wir mit dem Sinn, der beim Hund am stärksten ausgeprägt ist. Der Geruchssinn des Hundes ist überragend und der für ihn wichtigste und am besten ausgeprägte Sinn. Kleinste Details, die wir Menschen sehen können, kann unser Fellfreund riechen. Das Riechvermögen des Hundes übersteigt das von uns millionenfach. Hunde können sogar Emotionen riechen bzw. die damit verbundenen Ausdünstungen. Wenn wir zum Beispiel Angst haben, atmen wir schneller, fangen an zu schwitzen, unser Herz schlägt schneller. Selbst eine nur minimale Abweichung kann ein Hund olfaktorisch wahrnehmen. Aus diesem Grund setzt man Hunde gerne als Unterstützung beim Zoll oder bei der Polizei ein (Drogenspür-/Suchhunde) oder um Krankheiten anzuzeigen. Diese Art von Nasenarbeit ist allerdings sehr anstrengend für Hunde.


Das Vomeronasale Organ

Das Vomeronasale Organ heißt auch Jacobsonsches Organ und ist wie die Nase Teil des Geruchssinns und damit der olfaktorischen Wahrnehmung. Es befindet sich am Gaumen des Hundes unterhalb der Nase und hat eine Öffnung zur vorderen Mundhöhle hin. Dadurch ist es dem Hund möglich zu riechen. Mit der Zunge schleckt dieser Substanzen auf, die dann direkt vor diese Öffnung gelangen. Ein Hund erhält hierdurch unzählige Informationen und ein sehr genaues Bild, er kann neben Geschlecht und Alter im Urin anderer Hunde erkennen ob diese an Krankheiten leiden. Das Jacobsonsche Organ verstärkt allerdings nicht den Geruchssinn, sondern ergänzt diesen lediglich um weitere Informationen. Die Nase des Hundes ist die einzige Körperregion, die Wärmesensoren besitzt. Der einzige Sinn liegt darin, dass der junge Welpe seine Mutter findet.

Berühr mich

Hunde besitzen Tasthaare über den gesamten Körper verteilt, insbesondere auch im Gesicht, am Unterkiefer und über den Augen. Man nennt sie auch Vibrissen. Die Vibrissen sitzen tiefer in der Haut als das normale Fell und ermöglichen dem Hund eine Wahrnehmung seiner Umwelt schon durch feine Luftbewegungen, ohne dass es zu einer Berührung kommt. Berührungen werden, wie bei uns Menschen auch, vor allem über die Haut wahrgenommen. Der Tastsinn ist für unsere Vierbeiner besonders wichtig, um soziale und emotionale Bindungen zu Artgenossen und anderen Tierarten und dem Menschen aufzubauen. Deswegen ist es der erste Sinn, den ein Hund zu Beginn seines Lebens entwickelt. Hunde besitzen fast ausschließlich Kältesensoren, das bedeutet, dass es kein Warnsystem für zu heisse Temperaturen gibt.

Schau mir in die Augen

Was und wie Hunde sehen, unterscheidet sich enorm im Vergleich zum Menschen. Hunde besitzen ein grösseres Sichtfeld als wir Menschen. Die Sehschärfe ist im Vergleich zum Menschen aber weniger als halb so gut. Unsere Vierbeiner sind kurzsichtig, richtig scharf sehen Hunde erst bei einem Abstand von ca. 50 Zentimetern. Während wir Menschen ein unbewegtes Objekt in ca. 30 Metern Entfernung mühelos wahrnehmen können, muss der Hund schon bis auf wenige Meter an das Objekt herankommen, um es zu sehen. Bewegte Dinge können Hunde aber dafür besser erkennen als wir und sehr schnelle oder auch kleinste Bewegungen kann der Hund deutlich besser unterscheiden. Bezüglich des Farbensehens sind Hunde in der Lage Blau und Gelb sehr gut zu unterscheiden. Entfernungen kann der Hund mit dem Auge nicht gut abschätzen. Dafür sehen Hundeaugen bei wenig Licht besser.

Ohren gespitzt

Hunde hören deutlich besser als wir Menschen. Sie können Geräusche aus einer vierfach grösseren Entfernung hören als wir Menschen. Da unsere Fellfreunde ihre Ohren unabhängig voneinander bewegen können, ist es ihnen möglich, die Richtung des Geräusches perfekt zu orten. Unwichtige Hintergrundgeräusche können von Hunden ausgeblendet werden. Das bezeichnet man als selektives Hören. Als Beispiel: Bello ruht neben dem eingeschalteten Fernseher, aber sobald die Kühlschranktür geöffnet wird oder der Wohnungsschlüssel klimpert, ist er hellwach.

Her mit dem Leckerli

Der Geschmackssinn bei Hunden ist deutlich schlechter als der des Menschen ausgeprägt. Ein Hund nimmt Geschmäcker viel weniger differenziert wahr als wir Menschen, er kann aber ebenfalls die fünf Grundgeschmacksrichtungen, also süss, sauer, salzig, herzhaft und bitter, unterscheiden.

Über die Gastautorin

Julia Blüher, ist seit knapp 15 Jahren als Tierpsychologin tätig. Sie wurde 1976 in Köln geboren und lebt mit ihren beiden Söhnen in Sinzig. Tiere begleiteten sie schon seit Ihrer frühen Kindheit. Als Jugendliche schon hat Sie sich mit ehrenamtlicher Arbeit bei einem Tiergehege darum bemüht, Menschen und Tiere einander näher zu bringen. Intention war ebenfalls das Beobachten der Tiere, sich somit auch Gedanken über ihr Verhalten zu machen. Dort gab es die verschiedensten Tierarten wie Ziegen, Geflügel, Pferde. Auch Zuhause war es undenkbar, ohne Tiere zu sein. Dazu zählten Katzen, Meerschweinchen, Vögel, Hunde. Und dann endlich auch das eigene Pferd.

Mitte 20 entschloss Frau Blüher sich zum Studium der Tierpsychologie an der ATN AG in der Schweiz, welches Sie erfolgreich absolviert hat. Zudem hat Frau Blüher ein Studium der Physiologie von Tieren abgeschlossen. Es war Ihr klar, dass Verhaltensprobleme bei Tieren oft auch körperliche Ursachen haben können oder an körperliche Probleme gekoppelt sind.